Unsere Vereinsmitglieder Marlies und A. Peter Kunzweiler haben erstmals einen Quadrathlon bestritten, WQF Weltmeisterschaft, QUAD Deutschland Cup 2021, ausgerichtet vom Weltverband WQF. Lothar Pörtner hat mit den beiden über ihre Motivation und ihre Wettkampferfahrungen gesprochen.
Lothar: Am 4. September 2021 habt ihr gemeinsam an einem Quadrathlon teilgenommen. Vielen ist dieser Begriff nicht geläufig. Was kann man sich darunter vorstellen und worin lag für euch eine besondere Herausforderung?
Peter: Beim Quadrathlon geht es los mit 750 Meter Schwimmen, danach folgen 20 Kilometer Rad fahren und 4,6 Kilometer paddeln im Kajak. Zum Schluss gibt es noch einen 5-Kilometer-Lauf. Die Kombination aus vier verschiedenen Sportarten war für uns eine neue und ganz besondere Herausforderung.
Marlies: Bei der Vorbereitung auf den Vierkampf haben wir die jeweiligen Sportarten einzeln trainiert, doch nie zusammen und nicht in diesem Umfang. Ich war gespannt, wie ich mich zwischendurch und am Ende des Wettkampfs fühlen würde. Es war für uns ein ganz neues Gefühl von Erschöpfung und auch eine neue Art von Glücksempfinden.
Lothar: Das klingt unglaublich anstrengend …
Marlies: Ja, das stimmt, es war kein Zuckerschlecken. Ich komme ursprünglich vom Tischtennis, spiele heute noch aktiv beim TTC Winden, und vom Kajak fahren. Ein Quadrathlon bedeutet eine attraktive Abwechslung und ist mal etwas Anderes. Trotz der Anstrengungen hat mir der Wettbewerb viel Spaß gemacht.
Lothar: Ihr sagtet, der größte Widersacher beim Quadrathlon ist der „innere Schweinehund“. Wann meldet dieser sich bei einem solchen Wettkampf? Und wie habt ihr ihn überwunden?
Peter: Das kommt immer auf die Strecke an. Doch meistens meldet er sich bei intensiven Trainingseinheiten. Wenn wir eine Stunde oder mehr auf der Strecke sind, passiert es schon einmal, dass der Schweinehund nach 30 – 50 Minuten kurz „Hallo“ sagt. Da gilt es, die Nerven zu behalten, darüberzustehen und weiterzumachen. Im Wettkampf hat das ganz gut funktioniert.
Lothar: Wie seid ihr zum Quadrathlon gekommen?
Peter: Der Initialfunke ging von einem Freund aus. Er lud mich ein, an einer Quadrathlon-Staffel teilzunehmen und dort den Part des Kajakpaddelns über 4,6 Kilometer zu übernehmen. Als Paddler kam mir das total gelegen, weil ich diese Sportart am längsten praktiziere. Wild entschlossen fing ich mit dem Training an. Parallel arbeitete ich an meiner Gewichtsreduktion, Ziel: 20 Kilo abspecken. Der Quadrathlon wurde im ersten Corona-Jahr abgesagt. Ich trainierte fleißig weiter.
Marlies: Unser guter Freund Sebastian hatte Peter ja für die Staffel 2020 eingeplant. Mich hat das Thema Quadrathlon bis dahin null interessiert. Ich habe Peter zwar immer mit meinem Kajak begleitet, wenn er auf den Rursee trainieren war, aber ohne weitere sportliche Ambitionen. Das hat sich bei mir geändert, als der Quadrathlon 2020 abgesagt wurde und ich mich zum ersten Mal richtig mit diesem sportlichen Vierkampf beschäftigt habe: Welche Sportarten sind dabei? Welche Distanzen sind zu bewältigen? Und so weiter. Als ich einen Bericht von einem Quadrathleten gelesen habe, wie er angefangen und seinen ersten Wettkampf bestritten hat, hat mich dies so sehr angefixt, dass ich am liebsten sofort meine Laufschuhe (die ich noch gar nicht hatte) anziehen und loslaufen wollte. Und ich wollte alle vier Disziplinen alleine schaffen und nicht in einer Staffel antreten.
Lothar: Wer sind eure sportlichen Idole oder Vorbilder?
Marlies: Ein spezielles Vorbild habe ich nicht. Mich motivieren Menschen, die z. B. nach einem Schicksalsschlag wieder aufstehen und ihr Leben wieder in die Hand nehmen. Mein ganz persönlicher Antreiber war, dass ich mir nach meiner Krebserkrankung 2019 und wegen meiner Darmerkrankung (Morbus Crohn), die mich seit meiner Jugend begleitet, beweisen wollte, dass ich trotz allem so eine Challenge bestehen kann.
Peter: Jan Frodeno, ein Zitat von ihm finde ich einfach, aber treffend: „Immer weitermachen. Das Durchhaltevermögen kann Gold wert sein.“
Lothar: Empfandet ihr, nachdem ihr erfolgreich gefinisht habt, so etwas wie Stolz?
Marlies: Als ich die Ziellinie überquerte, hätte ich die ganze Welt umarmen können, ich hatte noch so viel Adrenalin im Blut. Und ich war so stolz auf mich, dass ich es geschafft habe, ein supertolles Gefühl.
Peter: Ich würde mich eher nicht als besonders stolzen Menschen charakterisieren. Ich bin ein positiv inspirierender eingestellter Mensch, ich kann vor Freude in die Luft springen. Nachdem ich alle vier Disziplinen erfolgreich gemeistert hatte, war ich tatsächlich stolz, wenngleich ich das Gefühl der Freude deutlich intensiver erlebt habe. Es war ein megagutes Gefühl!
Lothar: Es war euer erster Quadrathlon, also seid ihr als waschechte Rookies ins Rennen gegangen. Habt ihr Tipps von Profis erhalten?
Marlies: Vor dem Wettkampf in Suhl haben wir einige Quadrathleten kennengelernt, die in der Weltspitze sind. Dadurch, dass die Szene ja eher klein ist und wir die Rookies waren, haben wir einige Tipps und Tricks bekommen, die uns für den Wettkampf nützlich und auch beruhigend waren. Während der Trainingsphase habe ich viele Tutorials über die einzelnen Sportarten gelesen und angeschaut und versucht, das für mich als Anfänger Beste rauszunehmen. Nachdem die Schwimmbäder wieder geöffnet waren, haben wir einen Schwimmkurs gebucht, denn ich konnte überhaupt nicht kraulen. Gut, dass wir in Abenden ein Freibad haben, so konnte ich mehrmals in der Woche trainieren.
Peter: Ja, unser Freund Sebastian, selber mehrfacher Ironman, ist nicht nur der Urvater der Idee, sondern auch Ratgeber rund um das ganze „Paket“ Wettkampf. Wichtig ist das Training, er empfahl uns, uns nicht zu viel auf einmal vorzunehmen. Regelmäßigkeit ist einer der Schlüssel zum Erfolg. Wir haben über ein Jahr lang konsequent trainiert und so manchen Schweinehund verjagt. Fachkundige Unterstützung konnten wir im Schwimmen durch einen Profitrainer erhalten, leider hat uns Corona einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht, fast ein Jahr lang war das Hallenbad geschlossen.
Lothar: Was treibt euch an?
Peter: Das Streben besser zu werden in Stil und Technik, aber auch schneller.
Marlies: Ich möchte natürlich auch meine Zeiten verbessern und meine Fitness beibehalten, aber für mich spielt ebenso eine große Rolle, dass mein Kopf meinen Körper beherrscht und nicht umgekehrt. Und dass man auch im „Alter“ noch Neues erlernen kann.
Lothar: Hat sich eure Lebensphilosophie seitdem verändert? Wenn ja, inwiefern?
Peter: Ich habe mein Leben praktisch „auf den Kopf gestellt“. Nach der siebten Rücken-Operation sowie meinen Diagnosen Diabetes und Morbus Parkinson habe ich beschlossen, mein Leben buchstäblich zu ändern und mein Schicksal selber aktiv in die Hand zu nehmen. Wesentlich war die Ernährungsumstellung gepaart mit Bewegung, die sich tatsächlich mehr und mehr hin zum Sport entwickelte. Die sportliche Aktivität motiviert mich umso mehr, seit ich weiß, dass das Laufen das Nervensystem schützen kann. Die Bedeutung der Neurorehabilitation ist für mich enorm wichtig geworden, denn die gezielte Freisetzung neurotropher Faktoren beim schnellen Laufen wirkt positiv auf den Verlauf der Erkrankung Parkinson.
Damit wir unabhängig vom Wetter und Zeit trainieren konnten, haben wir ein Sportzimmer eingerichtet. So macht das Trainieren mal Zuhause und mal in freier Natur besonders Freude.
Marlies: Mir hat es wieder einmal gezeigt, dass man seine Ziele erreichen kann, wenn man wirklich will. Natürlich müssen die Ziele realistisch sein. Und ich kann die Signale meines Körpers besser verstehen. Wann ist es besser zu pausieren und wann kann ich eine Sporteinheit mehr machen? Und alle diese Erfahrungen kommen mir auch im privaten und beruflichen Alltag zu Gute.
Lothar: Gibt es schon Pläne für weitere Wettkämpfe?
Peter: Bisher haben wir zwei Wettkämpfe geplant, im August 2022 in Wassersuppe in Brandenburg und zweiten Wettkampf am Bergsee Ratscher in Thüringen. Wir halten die Augen offen, mal sehen, was sich noch ergibt.
Lothar: Ich wünsche euch viel Erfolg!