„Kanutiere“ auf den Spuren der Impressionisten

Paddeln auf Seine und Oise im Mai 2013

haus-monet„Kanutiere“ kommt von „Canotiers“. Die gab es in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, als es in Paris Mode wurde, sich in Kanus auf der Seine zu vergnügen.
Die erste Eisenbahn hatte es den Parisern möglich gemacht, ihre Freizeit im Umland zu verbringen.
Auch eine Gruppe von jungen Malern, später Impressionisten genannt – Renoir, Monet, Pissaro, Bazille, Manet, Sisley, Caillebotte …. -, profitierte davon.
Sie verließen die bis dahin üblichen Malwerkstätten und suchten ihre Motive draußen in der freien Natur. So entstanden ihre zahlreichen berühmten Abbildungen der Natur und der Menschen in der Natur – ein neuer Malstil war geschaffen.
Und neben dem Malen vergnügte man sich im Grünen, an und auf dem Wasser, in Gesellschaften, in weiblicher Begleitung ….
Eben auch beim „Canotieren“, bekannte Bilder zeugen davon, z. B. „Das Frühstück der Ruderer“ („Le déjeuner des canotiers“) von Renoir oder „Canotiers“ von Caillebotte.
(Später wurde der Modesport Canotieren – den Unterschied zwischen Kanu und Ruderboot nahm man nicht so genau – vom Fahrradfahren abgelöst.)

auvers-1auvers-3

Über Christi Himmelfahrt führte Pit uns (Meggy, Ewald, Marianne, Robert und Gerda) in die Geschichte der Canotiers und des Impressionismus ein. Pit kennt die Gegend westlich von Paris, die Seine und die Oise schon fast so gut wie die Rureifel.

Wir trafen uns auf einem Campingplatz in Maisons-Laffitte, an der westlichen Stadtgrenze von Paris, direkt an der Seine. Der Platz ist sehr gut zum Besuch von Paris geeignet.
Unsere erste Unternehmung führte uns zu den Gräbern von Vincent und Theo van Gogh. In Auvers sur Oise verbrachte Vincent die letzten 70 Tage seines Lebens und malte jeden Tag ein Bild von seiner Umgebung. Im ganzen Ort und der Umgebung kann man an aufgestellten Bildtafeln den Standort des Malers einnehmen und Bild und Motiv in natura miteinander vergleichen. Auch van Goghs winziges Zimmer (7qm) in der Auberge Ravoux ist zu besichtigen. Kein Wunder, dass er immer raus wollte!
oiseEine 12 km lange Paddeltour auf der Oise war an diesem Tag eher Nebensache.
Ebenso die erste Fahrt auf der Seine am folgenden Tag. Wir fuhren nämlich zuerst mit dem PKW zur „Insel der Impressionisten“, wie die Ile de Chatou heute genannt wird. Hier, beim Ausflugslokal und Kanuverleih Maison Fournaise (heute Musée Fournaise), hielten sich die jungen Maler zum Arbeiten und Feiern besonders oft auf. Hier entstanden einige „Canotiers-Bilder“.

maison-fournaise-1

maison-fournaise-2

 

 

 

 

sequana-1

Wir konnten hier auch hören und spüren wie Pits Herz höher schlug beim Besuch der benachbarten historischen Bootswerkstatt „Sequana“. Zahlreiche restaurierte oder nachgebaute historische Paddel-, Ruder-,Segelboote werden hier von ehrenamtlichen Bootsliebhabern gehegt und gepflegt. Würde Pit in der Nähe wohnen, würde er hier mitarbeiten!


grenouilliere-2grenouilliere-1Von der Ile de Chatou aus paddelten wir dann zurück zum Campingplatz. Aber nicht in Einem durch!. Wir stiegen unterwegs an einer weiteren Vergnügungsstätte der besagten Zeit aus, an der Grenouillère. Wobei es die Grenouillère, eine winzige (Camembert genannte) Badeinsel mit einem 
schwimmenden Ausflugslokal heute nicht mehr gibt, sondern nur ein Museum (Maison Grenouillère) am Seine-Ufer. Es zeigt einige der damals entstandenen impressionistischen Abbildungen der Wasserfreuden. Eine besondere Ausstellung (côte à côte – Seite an Seite) bestand aus mehreren Bildpaaren, bei denen jeweils ein Bild von Renoir und eins von Monet das gleiche Motiv zeigen, die beiden haben tatsächlich Seite an Seite gemalt. Durch einen begeisterten Museumshelfer und Meggys Simultanübersetzung erfuhren wir auch eine Menge über die Geschichte der Stadt Croissy sur Seine, in der das Ganze statt gefunden hatte.

 

1-schleife-1

Auch am 3. Tag hatte die Kultur Vorrang. Wir fuhren noch etwas weiter nach Westen, nach Giverny. Hier, an der Grenze zur Normandie, aber nahe der Seine, befindet sich das Wohnhaus von Claude Monet mit der von ihm selbst gestalteten und in vielen Bildern fest gehaltenen Gartenlandschaft. Zum ersten Mal begegneten uns Touristen en masse, die Warteschlange vor Monets Haus war bestimmt 100 m lang. Mit Meggys Online-Tickets waren wir aber schnell im Haus. Es zeigt die originale Einrichtung und viele von Monets Bildern. Monet hatte eine begüterte Frau geheiratet und ein beeindruckendes Anwesen errichtet. Die Gärten mit Wasserlauf, Teichen und Brückchen werden auch heute noch aufwendig gehegt und gepflegt, ähnlich einer „Gartenschau“.1-schleife-2
Im Anschluss paddelten wir eine Seine-Schleife ( Méricourt – Bennecourt), die das Umsetzen mit Fahrrädern möglich machte. Ein längerer Abschnitt der Fahrt wurde von Kalkfelsen begleitet, die von den Bewohnern der unterhalb liegenden Orte innen mit Werkstätten, Lagerhöhlen, Ställen und sogar einer Kapelle versehen (ausgehöhlt) worden waren.

Am 4.Tag gab es „nur“ 18 km Paddeln, vom Campingplatz bis Poissy.

2-schleife-1Eigentlich sollte uns die Tour nun gemeinsam mit Paddlern von Meggys und Pits französischem Verein weiter zur Loire führen. Zu unserem großen Bedauern wurde dieser Abstecher wegen gefährlichen Hochwassers auf der Loire abgesagt. Auch auf der Seine war der Wasserstand höher als normal.
So blieben wir noch vier weitere Tage in Maisons-Laffitte, paddelten noch eine besonders schöne weitere Seine-Schleife (bei Andelys) und ein Stück2-schleife-2 auf der Oise, verbrachten einen Tag in Paris und machten eine Fahrradtour über die „längste Terrasse der Welt“ (sagt Pit). Die Terrasse, vielleicht 2 km lang, liegt oberhalb der Seine bei St.Gemain en Laye und bietet einen großartigen Ausblick auf Paris und Umland. An einem Ende der Terrasse steht das Geburtshaus vom Sonnenkönig Ludwig XIV.

laengste-terrasse-1laengste-terrasse-2laengste-terrasse-3

 

 

 

 

Auch ohne die Loire war es eine wunderbare Tour. Mercie Pit et Meggy!

Gerda Selzner

PS: Könnte sein, dass diese Fahrt im nächsten Jahr im Vereinsprogramm steht.
Vormerken!
Der Schiffsverkehr auf diesem Abschnitt der Seine ist vergleichbar mit dem auf
der Mosel.

Weitere Fotos hier.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.